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Am Samstag, den 17.04.00 kam ein besonderer Gast zum Treffen von Vierzig plus den Schwulen über 40.
Auf Initiative von BEFAH e.V., deren Mitglieder ebenso zahlreich erschienen wie auch Gäste, erzählte Erich
Haas aus seinem bewegten Leben als Hotelier von Weltruf. Sein Lebensmotto ist: Leben in Würde und Lieben
in Würde. Damit möchte er auf vielen weiteren Veranstaltungen der BEFAH seinen jungen Zuhörern
ein Beispiel an Zivilcourage und Vorbild sein.
Mit seinen 81 Jahren hat er sich seine Lebensgeschichte zur Lebensaufgabe gemacht. Seit gut zwei Jahren ist er Mitglied
im Völklinger Kreis, wo er Vorträge über Lebensleistungen hielt. Er teile sein Leben in drei Phasen,
so Erich Haas, Lernen Tun und Weitergeben. Er möchte damit junge Menschen an seinen Erfahrungen teil haben
lassen.
1919 in Siebenbürgen geboren, verbrachte er seine spätere Jugend in München, wo er heute noch
lebt. Mit 25 Jahren arbeitete er an der deutschen Botschaft in Bukarest als Dolmetscher. Später landete er dann
im Hotelgewerbe, wo er lange Zeit im Bayrischen Hof in München tätig war. In seiner Lebensgeschichte
wurde allerdings deutlich, dass er weniger Probleme als Homosexueller wie der Durchschnitt hatte; Geld und
Beruf hoben ihn aus der Masse hervor. Dennoch bleibt festzustellen, dass Menschen wie er, in ihrer Offenheit mit
sich selbst eine wichtige Rolle in der Akzeptanz und Toleranz gegenüber uns Homosexuellen in der Gesellschaft haben.
Erich Haas stellte fest, dass es für Schwule drei Hürden zu nehmen gibt: Familie, Beruf, Gesellschaft.
1949 war er seinem Freund begegnet, mit dem er vierzig Jahre zusammenlebte. Als er ihn seinen Eltern vorstellte, gab es
erstmal Schreck und Schweigen. Sein Vater war Rechtsanwalt, der § 175 wurde noch sehr ernst genommen,
wünschte nur viel Glück; damit war das Thema erledigt. Im Laufe der Zeit normalisierte sich aber das familiäre
Verhältnis. Erich wurde Pate des Sohnes seiner Schwester, sein Freund Pate des Sohnes seines Bruders. Der Freund
Klaus gehörte im Lauf der Zeit zur Familie. Beruflich wurden er und sein Freund vom damaligen Hotelchef akzeptiert.
Sein zweiter Chef, bei dem er 36 Jahre im Bayrischen Hof arbeitete, erkundigte sich sogar sehr persönlich nach dem
Befinden seines Freundes, als dieser Krebs hatte. Anfang der 60er Jahre geriet er kurzfristig in die Mühlen der Justiz,
weil ein Bekannter öfters bei ihm und seinem Freund übernachtete. Er hatte gute Beziehungen und einen guten
Rechtsanwalt, so braucht er nur eine Geldstrafe zu zahlen. Während der Krebserkrankung seines Freundes stieß
er bei den behandelnden Ärzten auf Verständnis. Durch seine ruhige, offene, aber bestimmende Art bekam er die
Erlaubnis, seinen Freund im Krankenhaus und später in der Reha-Klinik zu betreuen. Also ein Umstand, der auch heute
noch vielen homosexuellen Paaren Schwierigkeiten bereitet; es besteht ja kein Verwandtschaftsgrad! Erst beim
Bestattungsunternehmen fingen die Schwierigkeiten an.
Privat und beruflich hat ihm noch niemand etwas Negatives ins Gesicht gesagt; sein Lebensmotto: Liebe in Würde
hielt ihm Probleme fern. Dazu befragt, verdeutlichte Erich Haas dieses Motto. Sich selbst bescheiden und für Andere
dasein. Offen mit sich und den Mitmenschen umgehen, zu sich und seinen Gefühlen stehen, dabei immer
Ruhe und Freundlichkeit bewahren. Und es war auch sein festes, bestimmendes Auftreten, was ihm oft geholfen hatte.
Befragt, was denn unwürdiges Leben und Lieben bedeute, antwortete er, dass Küssen von Paaren in der
Öffentlichkeit beispielsweise dazu gehöre. Man solle privates und öffentliches Auftreten voneinander trennen.
Solche und ähnliche Fragen
stellen wir uns in unserer Gruppe:
Vierzig plus - Schwule über 40